Künstlerische Bildforschung | Texte

Elmar Mauch, Zwischen Bildern und Stühlen– Künstlerische Bildforschung und die Überwindung des Archivgedankens, erschienen in: Fotogeschichte 146, 2017

Im Unterschied zu klassischen Bewahrsituationen für fotografische Bilder in Archiven gibt es im Archiv der verwaisten Bilder keinerlei Grundvoraussetzungen an die fotografischen Archivalien. Weder in technischer, noch formaler Hinsicht sind Einschränkungen definiert. Auch ein in Auflösung befindliches Bild kann zum Forschungsgegenstand werden. Im 2011 gegründeten Institut für künstlerische Bildforschung (IKB), einem ein hybriden Projekt, das zwischen intelligenter Bildforschungstätigkeit und künstlerischem Statement angelegt ist (www.ikb-bildforschung.de), herrscht die Überzeugung, dass durch einen radikalen, aber auch behutsamen, anti-archivarischen Eingriff ungeahntes Potential aus fotografischen Bildern kondensiert und sichtbar gemacht werden kann. Und mehr noch: dass zwischen den Stühlen der einzelnen wissenschaftlichen Ausrichtungen mehr Erkenntnis zu gewinnen ist als auf deren breitgesessenen Sitzflächen. 

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Elmar Mauch, Über die Veränderung des Blicks. Kontextwandel – ein Fallbeispiel, erschienen in: Eine Fotografie – Über die transdisziplinären Möglichkeiten der Bildforschung, Waxmann-Verlag 2017

Fotografische Bilder sind visuell überlieferte Artefakte von ehemaligen Gegebenheiten. Fakt ist, dass irgendwann Licht von den abgebildeten Menschen und Gegenständen reflektiert wurde und in der Sammellinse des Kameraobjektivs gebündelt und mit physikalisch-optischen Mitteln festgehalten bzw. im analogen Filmmaterial gespeichert wurde. Es materialisieren sich also Abbildungsfragmente einer wie auch immer gearteten Vergangenheit in diesen Bildern. Diese fotografischen Relikte hatten Kommunikationsfunktion und waren für ein spezifisches Publikum bestimmt. Wir heutigen Betrachter können diese Bilder nur noch unzureichend lesen, da wir nicht als Publikum gemeint waren und uns Informationen und Ursprungskontexte fehlen. Vor allem bei anonymen Fotografien entsteht deshalb eine Kommunikationslücke, die es mit verschiedenen kreativen Methoden zu überwinden gilt. Denn es steht außer Frage, dass in diesen fotografischen Bildern Einschreibungen von Leben und Welt vergangener Zeit enthalten sind. Trotz ihrer Fragmentierung sind sie wichtige alltagskulturelle Zeugnisse, deren Potential sich zu bergen lohnt. 

 

 

Die Bilder zu obigem Text: 

Einzelbild_Mann und Fels

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 1: Anonyme Schwarz-Weiß-Fotografie, ca. 10 x 15 cm, ca. 1930er Jahre (Privatbesitz Elmar Mauch/ Archiv der verwaisten Bilder).

 

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Abb. 2 bis 5: „Der Fels“, vier Doppelseiten aus: Elmar Mauch: Die Bewohner. (Edition Patrick Frey) Zürich 2009.

 

 

 

Unser Volkskanzler am Fels_Postkarte 1933

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 6: Postkarte, datiert 21. Mai 1933 (Privatbesitz Elmar Mauch).

 

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Bernd Stiegler, in: ders. Photographische Portraits, Wilhelm Fink Verlag 2015

Dekalog für künstlerische Bildforscher – Elmar Mauchs Arbeit am Bild

„Das Foto als Material zu begreifen, ist Schwierigkeit und Chance zugleich.“ Elmar Mauch

Ein Künstler ist, so scheint es, notwendigerweise ein Bildforscher. Warum dann die Selbstbeschreibung „Institut für künstlerische Bildforschung“, die Elmar Mauch sich und seiner Arbeit gegeben hat und die fast wie eine institutionelle Zuschreibung klingt?[1] Was ist also ein künstlerischer Bildforscher und was macht seine Arbeit aus?