Durch radikale, aber auch behutsame, anti-archivarische Eingriffe kann ungeahntes Potential aus fotografischen Bildern aller Lebenssituationen kondensiert und sichtbar gemacht werden.
Bisher verborgenes wird mit gestalterisch-künstlerischen Methoden und digitalen Techniken freigelegt. Mit experimentellen Erzähl- und Montagetechniken werden dann Korrespondenzen und Dialoge gestiftet und so eine künstlerische Bildforschung ‚von unten‘ etabliert. Schon Aby Warburg stellte fest, dass ein Verbinden von Bildern aus unterschiedlichen Kontexten neue Denkmöglichkeiten eröffnet. Im ‚Institut für künstlerische Bildforschung (IKB)‘ wird aber noch ein Schritt weitergegangen. Dort werden Bilder nicht nur nebeneinandergestellt sondern es wird mit digitalen Mitteln und künstlerischen Montagetechniken ins Bild hineingegangen. Durch diesen Schöpfungsakt werden neben überraschenden Sichtbarkeiten intelligente Fragen zu Bild, Wahrnehmung und Wirklichkeit aufgeworfen.
Nur durch subtile künstlerische Interventionen und intelligente bildnerische Strategien, blühen die, zuvor vereinzelten und anonymen fotografischen Bilder in neuen Kontexten auf. Durch diese bildnerischen Eingriffe ergibt sich nun ein Amalgam, montiert aus visuellen Versatzstücken und Erinnerungsfragmenten verschiedener Leben. Das vormals stillgestellte, verwaiste Material wird durch diese Konfrontationen der Vergessenheit entzogen, re-emotionalisiert und neu und anders lesbar. Um mit Walter Benjamin zu sprechen, oder ihm zu widersprechen, die Bilder erhalten durch diese Eingriffe eine Tiefe zurück, die Aura genannt werden kann.