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Elmar Mauch, Bildforscher und Künstler, lebt in Dortmund

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Nach einem Fotografiestudium an der FH Dortmund (Gelpke/Adler), Lehrtätigkeit an verschiedenen Kunsthochschulen Deutschlands und der Schweiz, u.a. von 1994–1999 künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter für künstlerische Fotografie an der Kunsthochschule für Medien Köln, Kurse für Fototheorie und Fotogeschichte an der F +F Zürich, sowie von 2002–2009 Dozent für Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste.

Gründete 2011 das Institut für künstlerische Bildforschung, ein hybrides Projekt, das zwischen intelligenter Bildforschungstätigkeit und künstlerischem Statement angelegt ist. Grundlage des Instituts ist eine umfangreiche Sammlung von Alltagsfotografien, das „Archiv der verwaisten Bilder“. Diese Bilder aus tausend Quellen sind Ausgangspunkt für Befragung, Experiment und Erkenntnisgewinn. Aus diesem Fundus, in den er auch eigene Fotografien einbezieht, werden mit radikalen, aber auch behutsamen gestalterischen Eingriffen und anti-archivarischen Methoden, neue Resonanzräume für Erkenntnisprozesse geschaffen.

 

Bild, Leben und Welt /// Elmar Mauch, Bildforscher und Künstler

Anfangs wollte ich nur rausgehen, die Welt anschauen und das Gesehene direkt ins fotografische Bild übersetzen. Ich war süchtig danach Situationen zu finden und diese dann mit meinem umformenden Blick festzuhalten. Durch diesen direkten, teilweise auch naiven, aber doch unverstellten Umgang mit der Fotografie lernte ich nach und nach die grundlegenden Techniken, Inszenierungs- und Abbildungsvarianten dieses Mediums kennen. Dieser unkritische Blick auf das fotografische Bild wurde noch zu Studienzeiten von der Suche nach einer persönlichen Bildsprache, dem intensivem Nachdenken über Autorenschaft und kritischen Fragen nach den Grenzen und Möglichkeiten der Fotografie abgelöst und in ein verändertes, reflektiertes bildnerisches Tun übersetzt.

 

Schon als kleines Kind bestaunte ich die Bilderkiste, in der sich Familienfotos, mir teils fremden Personen und Situationen, stapelten. Auch ohne die Erwachsenen konnte ich mich in die teils rätselhaften Bilder hineindenken, und mit meiner Faszination zwischen einem fragenden und beobachtenden Blick hin und her pendeln. Später mit zusätzlichen Informationen zum Abgebildeten lagen diese visuellen Fragmente wie Ausschnitte aus fremden Zeiten und Welten vor mir.

 

Inzwischen erforsche ich mit digitalen Mitteln die Bildproduktionen des analogen Zeitalters, d.h. exakt die Bilderwelten die mich schon als Kind faszinierten. In diesen vom Flohmarkt geretteten verwaisten fotografischen Biografien finde ich Fragmente von gelebtem Leben die von der Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz berichten. Mein besonderes Interesse gilt dabei den intensiven menschlichen Blicken aus der Tiefe der Zeit. In diesen bildlichen Hinterlassenschaften die den Anschluss an die Lebenswelt ihrer Nachkommen verloren haben und deshalb entsorgt worden sind finden sich vielfältige fotografische Inszenierungen, und bildgewordene Zeugnisse von gesellschaftlichen Ritualen. Diese überlieferten Potentiale privater Lebensszenen zeugen von Hierarchien und Abhängigkeiten, von Liebe und Stolz, von Zartheit und Grausamkeit.

 

Was wäre das für ein Versäumnis, wenn ich diese außergewöhnlichen bildarchäologischen Funde, die sich über die Jahre in meinem „Archiv der verwaisten Bilder“ angesammelt haben, nicht als Ausgangspunkt einer experimentellen visuellen Forschung über Bild, Mensch und Welt nutzen würde. Denn als vom Kontext gelöste Einzelbilder sind sie wirklich kaum noch in der Lage zu uns zu sprechen. Aber mit intelligenten Eingriffen, gezielten Ausschnitten, experimentellen Montagen und erhellende Überblendungen können verborgene Potentiale zum Vorschein kommen und uns tiefe Einblicke in das rätselhafte Tun der menschlichen Spezies geben.

 

Künstlerbücher [Auswahl]

hinter dem Berg (1997); Was gewesen ist (2000); Das Einfache (2001); Naturen (2002); Partitur I (2005); Flug (2006); Das Verlangen (2007); 182 Möglichkeiten (2008); Die Bewohner (2009); über Wasser (2010); Es ist alles so nah (2012/2013), Absurdes am Ende des Tunnels (2014), Trauriges Jubiläum (2014), Das Wesen des Fotografischen (2015), Das Eichhörnchenprojekt (2016), Nachbilder (2017), DAS EI-GEN (2018), 7 Bären (2019), WIR! – ein Gedicht (2020), Hauch von Seele (2021)

 

Ausstellungen [Auswahl] Einzelausstellung [E] Katalog [K]

2021

Storage, KunstWerk Köln

 

2019

NACHKLANG – Versuche über Bild, Mensch, Musik und KlangKonzerthaus Dortmund [E]

 

2018

Kunstverein Kleve  [mit Virgile Novarina] [E]

 

2015

baldiger Frühling, VH Vorarlberg, Dornbirn [E]

7 Days | 7 Films, Galerie Kehrer, Berlin [E]

 

2014    

Trauriges Jubiläum, Stadtmuseum Tübingen [E][K]

 

2012    

Natur begreifen, Städtische Galerie im Kornhaus, Ulm [mit Sonja Kuprat] [E]

 

2010    

Denken in Bildern, Projektraum Fotografie, Dortmund [E]

 

2009

Dr. Mauch, Obi-Wan und die Anderen, Galerie Lutz Rohs, Düren [E]

 

2008

Dr. Mauch – jetzt auch in Farbe, A.C. Kupper_Modern, Zürich [E]

 

2007                        

Welcome to our Neighbourhood, Metz [E][K]

Bild – Forschung, Galerie Schwenk, Castrop-Rauxel [E]

 

2003                        

Naturen, Museum am Ostwall, Dortmund [E]

 

2002                        

Naturen, Galerie Nei Liicht, Luxemburg [E][K]